Adresse

Königsberger Str. 1
63667 Nidda – Ortsteil Harb

Tel: 06043 96 37 0

Aufnahme

Aufnahme

Aufnahmegespräch

Die Unterbringung in einem Kinderheim erstreckt sich gewöhnlich über eine längere Dauer, oft über mehrere Jahre. Bevor die Aufnahme als möglich betrachtet wird, erfolgt eine erste Klärung, gefolgt von einem Beratungstermin im Heim, an dem neben den anfragenden Instanzen (Behörden, Erziehungsberechtigte, Finanzierungsträger usw.) das betreffende Kind oder der/die betreffende Jugendliche obligatorisch teilnimmt, um sich persönlich vorzustellen. Kinder und Jugendliche, die einer ständigen medizinischen Betreuung (wie Ernährungssonden, Dialyse usw.) bedürfen oder aufgrund von Bettlägerigkeit einer kontinuierlichen Pflege benötigen, sowie solche, von denen bekannt ist, dass sie nicht unterrichtet werden können, können leider nicht in unseren Einrichtungen aufgenommen werden.

Ein Probewohnen gehört nicht zum Standardverfahren der Aufnahme; es kann jedoch basierend auf den spezifischen Anforderungen des nachfragenden Kindes oder Jugendlichen arrangiert werden.

Eingewöhnungsphase

Während der anfänglichen Eingewöhnungsphase sind direkte Kontakte durch Eltern oder Verwandte mittels Ausgang, Besuchen, Telefonaten usw. nicht erwünscht. Uns ist bewusst, dass diese Art der Anpassung sowohl für die Eltern als auch für das Kind oder den Jugendlichen eine herausfordernde Zeit darstellt und dass die von uns geforderte Einschränkung des Kontakts die Grundrechte des Kindes oder des Jugendlichen sowie die der Eltern berührt und daher stets sorgfältig abgewogen werden muss. Die Eltern werden während dieser Zeit intensiv begleitet. Der Zeitpunkt für die ersten Kontakte wird im Voraus mit den Angehörigen genau besprochen und gemeinsam festgelegt, wobei der Entwicklungsstand des Kindes maßgeblich ist.

Ziel ist es, dass das Kind sich in seiner neuen Umgebung umfassend einleben, orientieren und integrieren kann, ohne dass die Trennung von bisher vertrauten Personen zu vermeidbaren Konflikten führt, die dann zusätzlich bewältigt werden müssten. Trennungs- und Abschiedsprobleme können ohne nachhaltige Beeinträchtigung bearbeitet werden, wenn sie überhaupt noch relevant werden. Dafür ist es entscheidend, dass das Kind feste, vertraute und zuverlässige Grundlagen in Bezug auf die vorhandenen Alltagsstrukturen und insbesondere in Bezug auf seine wichtigsten Bezugspersonen erworben hat. Eltern, Verwandte und weitere Angehörige können sich jederzeit über den aktuellen Entwicklungsstand informieren. Eine Unterstützung der Eltern bei der Bewältigung des Trennungskonflikts von ihrem Kind und der damit verbundenen emotionalen Belastung wird angeboten, soweit dies gewünscht ist.

Nach der Eingewöhnung

Nach der Aufnahme des Kindes ins Heim werden umfassende Beobachtungen bezüglich seiner Entwicklung angestellt. Dem Kind werden individuelle Hilfestellungen für die Integration in sein neues Umfeld angeboten. Es wird sowohl mit der internen als auch mit der externen Infrastruktur vertraut gemacht. Die Vorbereitungen für den Schulbesuch laufen an, und es werden notwendige therapeutische Maßnahmen, sowohl interne als auch externe, eingeleitet. Erste mittelfristige Ziele für das Kind werden in dieser Phase festgelegt und angegangen.

Der Alltag

Im Zentrum unserer pädagogischen Arbeit steht die ganzheitliche, tägliche Unterstützung und Entwicklungsförderung von Kindern und Jugendlichen, besonders jener mit spezifischen Einschränkungen, die auf Autismus-Spektrum-Störungen zurückzuführen sind. Es wird Wert darauf gelegt, individuelle Entwicklungsziele zu definieren und auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen abgestimmt, praktische Maßnahmen zu ergreifen.

Das pädagogische Team des Heims passt seine Methoden den einzigartigen Anforderungen und Fähigkeiten der jungen Bewohner an, wobei die Platzierung in den Wohngruppen meist auf Basis von Leistungsvermögen und Verhaltensmerkmalen erfolgt. Individuelle Entwicklungsfortschritte und der Wunsch nach Wechsel der Gruppenzugehörigkeit werden, sofern machbar, mit einbezogen und können gelegentlich zur Förderung der persönlichen Entwicklung herangezogen werden.

Insbesondere während der Eingliederungsphase zeigen die Kinder und Jugendlichen ihre Kompetenzen und Anpassungsfähigkeit im Alltagsleben, was die Basis für die Erstellung maßgeschneiderter Trainingsprogramme bildet. Diese umfassen die Förderung von Unabhängigkeit im sozialen Kontext, Aufbau und Pflege von Kontakten durch Teilnahme an altersgerechten Aktivitäten (wie Kinobesuche oder Jugenddiscos), sowie die Anleitung zur selbstständigen Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel inklusive der Vermittlung des sicheren Umgangs mit digitalen Kommunikationsmitteln und sozialen Netzwerken. Insbesondere für Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen, die oftmals mit aggressivem Verhalten oder Schwierigkeiten im Nähe-Distanz-Verhältnis zu kämpfen haben, bietet das speziell geschulte Personal Unterstützung durch zugeschnittene Regeln, Strukturen und Trainingsprogramme.

Unsere pädagogischen Standardangebote umfassen die grundlegende Versorgung und Aufsicht, Beratung und Unterstützung in Krisensituationen, den Umgang mit Behinderungen, den Aufbau von Selbstwertschätzung und Selbstbewusstsein, die Entwicklung von Handlungskompetenzen und Konfliktlösungsstrategien, altersgemäße sexuelle Aufklärung, die Förderung von Interessensgebieten und Hobbys, sowie spezielle Therapien wie Bewegungstherapie und Snoezelen zur Entspannung.

Das Leben im Heim

Das Beteiligungsmodell sieht vor, dass junge Menschen aktiv an Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, teilnehmen dürfen. Es erkennet an, dass sie individuelle Bedürfnisse, Wünsche und Interessen haben. Junge Menschen streben danach, die Welt um sie herum zu verstehen und eigenständig Erfahrungen zu sammeln. Durch ihre Einbindung erweitern sie ihre Handlungsmöglichkeiten. Das Verlangen, eigenständig Probleme zu lösen und Wissen zu erlangen, motiviert sie, Neues auszuprobieren und verantwortungsvoll zu agieren. Die Möglichkeit zur Beteiligung und Einbringung ist essentiell für den Lern- und Bildungsweg der jungen Menschen. Das fundamentale Recht auf Mitwirkung bildet die Basis unserer erzieherischen Bemühungen. Die regelmäßige Zusammenkunft von Kindern und Jugendlichen bei gemeinsamen Essen oder Veranstaltungen schafft Raum zur Diskussion von aktuellen Fragen und Schwierigkeiten, wobei der Schwerpunkt auf sofort relevanten und oft gemeinschaftlichen Belangen liegt.

Zusätzlich gibt es in jeder Gruppe monatliche Zusammenkünfte, sogenannte Kinderforen, in denen jedes Kind die Chance erhält, Beobachtungen und Wünsche vorzubringen. Die Kinder und Jugendlichen werden ermutigt, ihre Perspektiven zu teilen, um gemeinschaftliche Lösungen mit ihren Betreuern zu erarbeiten. Diese nehmen die Rückmeldungen und Kritiken ernst und erklären ihre Entscheidungen transparent. Die Betreuungsperson dient als Moderator und Unterstützer, fördert das Empowerment der Kinder und hilft ihnen, ihre Bildung selbst in die Hand zu nehmen. Alle Besprechungen werden dokumentiert.

Ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist die Berücksichtigung von Kindern und Jugendlichen mit besonderen kommunikativen Herausforderungen, wie beispielsweise Sprachbarrieren oder eingeschränkter sozialer Wahrnehmung. Auch sie sollen in die Beteiligungsprozesse einbezogen werden, wofür spezielle Kommunikationsmethoden zum Einsatz kommen.